Im Januar 2020 brachen Stephan und Michael auf in ein besonderes Abenteuer:
Für die Arbeit in Liberia sollte ein weiteres Auto angeschafft werden. Es war bereits ein großer Toyota Landcruiser für uns unterwegs, welcher aber immens hohe Kosten im Unterhalt und Wartung verursacht. Ersatzteile zu besorgen war
zu dem auch immer sehr aufwendig.
Aber warum dort eines kaufen, welches wir nicht kennen, oder ggf. nicht gut gewartet wurde, wenn wir nicht hier einen Lada Niva haben, welcher optimal geeignet wäre.
Also mal kurz in Google Maps geschaut, nötige Visa beantragt, Auto beladen und getankt, und dann ging es schon los:
(Lesezeit ca 20min)
Sponsoren:
Das Projekt wurde durch privates Kapital von Stephan und Michael finanziert. Der Lada war eine private Spende von Stephan. Der Verein hat keine Kosten getragen und profitierte nur durch die Öffentlichkeitsarbeit in den Sozialen Medien. Diese Aktion war der Startschuss für unsere Öffentlichkeitsarbeit und hat auf anhieb eine Breite Masse an Unterstützern erreicht. Allen die uns seitdem unterstützen müssen wir an dieser Stelle vielmals DANKEN!
Der Lada Heute:
Der Lada ist 5 Jahre später immer noch im Einsatz. Er hat durch die Witterung und den schlechten Straßen, sowie durch den Einsatz im Gelände jedoch schon stark gelitten. Rostig, ja – aber nur Oberflächig. Bremsen und Federung
wurde schon mehrfach getauscht.
Lager und Lenkung bedurften schon einiges an Wartung. Die einfache Technik in dem Lada können wir eine einfache Wartung verdanken. Dennoch fließen einige Hundert Euro jedes Jahr in Ersatzteilen.
Die Geschichte:
Auf dieser Seite haben wir die Erlebnisgeschichte nochmal zusammen gefasst und viele neue Bilder eingefügt. Die Geschichte ist aus der Perspektive von Stephan geschrieben und wird von Michael mit Bildern begleitet und kommentiert. Wir hoffen ihr habt Spaß beim lesen.
Sidestories:
Ihr möchtet immer mal wieder kleine Short Stories abseits der Straße lesen?
Dann klickt mal hier rein:
adventure-over.land
oder besucht unsere Social Media Seiten. Die Links findet ihr unten im Footer.
Tag 1 – Deutschland und Frankreich
1000 Sachen sind noch vorzubereiten und kurz vor der Abreise habe ich immer noch nicht meine Sachen gepackt, der Wagen ist noch nicht betankt und das Bett im Dachzelt noch nicht bezogen. Ich bin sagenhaft nervös weil mir die Zeit weg zu laufen droht.
Zusätzlich habe ich die letzten Nächte wenig geschlafen (Nervosität und Dienste).
Die ersten Freunde tauchen auf um uns zu verabschieden. Ich bin immer noch lange nicht fertig und arbeite hektisch und unorganisiert weiter.
Ich bin froh das Michael die Woche zuvor den Lada soweit vorbereitet hat. Er hat die Sachspenden beim Kaufland abgeholt, das Dachzelt und weiteren Stauraum auf dem Dach aufgebaut und mit seiner Firma die Beschriftung im Teamwork Africa Look des Ladas vorgenommen.
Eine Meisterleistung war das ganze verstauen der vielen Sachen, welche wir als Hilfsgüter mitnehmen wollten. Die Ersatz Offroad Reifen, den Solar Dörrautomaten, die mechanische Waschmaschine und und und…
Man musste kein Experte sein, um auf Anhieb zu sehen, dass wir maßlos überladen waren.
(No Risk – No Fun, das wird schon irgendwie schiefgehen)
Endlich ist alles gepackt, und nach stürmischen Umarmung (für die ich gefürchtet bin) und einem kurzen Gebet geht es los. (Michael hat sogar brav mitgebetet, obwohl ich glaube, er hat es nur vorgetäuscht)
Aber es ist schon fast Mitternacht, ich bin völlig übermüdeten und wir haben 1800 km als erste Etappe vor uns. Wir waren uns im klaren, die Etappen durch Europa würden hart werden. Wir hatten aber vorsorglich einen Platz auf der Fähre für die Überfahrt in Gibraltar gebucht und mussten den Termin auch dann einhalten.
Um die Technik zu schonen beschließen wir das Auto nicht schneller als 100 km pro Stunde zu fahren.
Der Entschluss fälltt uns leicht da der Lada sowieso kaum schneller fährt.
Es ist kalt, es regnet und der Dachaufbau macht bei 80 km/h einen höllischen Lärm, so können wir unmöglich stundenlang fahren. Michael versucht alles besser zu verzurren aber ohne Erfolg. Die Spanngurte vibrierten wie doof und es war kaum zu ertragen. Zum Schluss kommt er auf die Idee in einer Tankstelle Pappbecher zu besorgen und damit alles zu Polstern. Diese Notlösung funktioniert so gut das wir sie bis jetzt belassen haben. Selbst der Mistral (sehr starker örtlicher Wind) konnte diesem Provisorium nichts anhaben.
Wir kommen nur sehr langsam voran und es wird immer deutlicher dass wir nicht nur eine Nacht, sondern auch die nächste Nacht erneut durchfahren müssen. Wir haben leider keine Möglichkeit langsamer weiter zu fahren da die Fähre nach Marokko für Montag früh gebucht ist. Es macht sich zunehmend Erschöpfung breit. Unser Rhythmus: Einer fährt und einer schläft auf dem Beifahrersitz, das funktioniert leidlich gut. Die Sitzpositionen sind sehr eingeschränkt. Michael hat die Sitze beide etwas nach vorne verschoben, um jeden Zentimeter hinten für die Ladung auszunutzen. Meine langen Beine bedanken sich, um ich bin ständig am jammern.
Macht nix, Michael wigelt mich mit einem Spruch einfach ab…Ich wollte schließlich auch den ganzen Kram mitnehmen.
Hinzukommt das ich französisches Essen nicht besonders mag, so dass ich innerhalb des Tages stattdessen eine ganzes trockenes Weißbrot auf esse. Michael, der mit Freuden die französischen Leckereien ausprobiert, wundert sich nur über meine kindliche Essensverweigerung. (Man muss dazu sagen, dass Stephan sich eine Toastbrotschnitte wie eine Zigarette rollt und genüßlich futtert)
Die Stunden Vergehen und das einzige aufregende ist ein defekter Blinker am Anhänger den Michael schnell repariert. Unser Gefährt erregt auch viel Aufmerksamkeit, unter anderem auch den Lokalpatriotismus einiger Russen. Sie schwärmen lautstark über die Qualitäten des Lada und bezeichnet ihn als „beste Auto der Welt“ um anschließend in ihren Mercedes zu steigen und weg zu fahren.
Es wird einfach nicht wärmer, wir frieren erbärmlich jedes Mal wenn wir das Auto verlassen, was auch an dem Schlafmangel liegen kann. Ich erlebe zum ersten Mal den Mistral. Von diesem starken Wind habe ich schon viel gehört. Er macht das fahren im übermüdeten Zustand sehr unangenehm und anstrengend. (Mit unserem hohen Dachaufbau und Aerodynamischen Anhänger haben wir auch ein perfektes Segel gebaut, lediglich die Windrichtung stimmte nie)
Wir können beide nicht mehr, glücklicherweise neigt sich nun langsam die zweite durchfahrene Nacht dem Ende zu. Michael schläft und ich werde immer müder. In meiner Verzweiflung fange ich an zu singen. Das klingt scheußlich und ich hoffe dass Michael das niemals kommentieren wird.
(Anmerkung von Michael … ich habe geträumt das eine Katze unter qualen geqäult jault)
Mit letzter Kraft (ich fange schon an zu Halluzinieren erreichen wir das Etappenziel, das Wohnhaus meiner Mutter.
Aber welches Haus ist das richtige, ich war bisher noch nicht hier. Ich schicke Michael voraus mit der Bitte zu schauen welcher Name auf dem Türschild steht. Wir sind falsch, hier wohnt eine Familie Timber. Verzweifelt rufe ich meine Mutter an die uns erklärt dass wir sehr wohl richtig sind, Timbre ist spanisch und heißt Klingel!
Scheinbar ist es in diese Gegend unüblich seinen Namensschild an der Hauswand zu montieren. Aber warum ein Schild neben der Klingel mit dem Hinweis dass das eine Klingel ist? Wir verstehen es nicht…vielleicht sind wir auch einfach schon zu müde.
Tag 2 – Spanien
Am Vortag waren wir völlig fertig bei meiner Mutter in Spanien angekommen. Nach einem erstaunlich erholsamen 4 Stunden Schlaf gab es einen Luxus-Brunch. Orthopädische Korrekte Matratzen brachten unsere verengten Wirbel wieder etwas in Stellung. Eine Wohltat, in Anbetracht dass wir die nächsten Wochen nur noch unbequemes vor uns haben werden.
Nach einem viel zu umfangreichen Essen und umfangreichen Umarmungen (ihr wisst schon Umarmen ist mein Ding) zogen wir wieder auf die Piste. Meine Mutter überreichte mir noch eine Tüte Sonnenblumenkerne. Sie meinte wenn wir die bei einer Rast um das Auto streuen würden, dann würde man uns für Russen halten und wir wären in Sicherheit.
Leider brach bei Michael der Fotografiervirus wieder durch. Die Anzahl der fotografierwürdigen Gegenstände überstieg bei weitem meine Geduld. Zum Glück wurde es rasch wieder dunkel, was die Ablichtung südspanischer Gegenstände beendete.
Die Landschaft wird zunehmend bergiger und unser voll beladener Lada quält sich mit 60 km/h die steilen Anhöhen hinauf um kurz darauf mit aller Wucht bei der nächsten bergab Passage die Leistungsgrenze der Bremsen zu testen.
Zum Glück ist es dunkel und das sicherlich umwerfende Panorama bleibt Michael verborgen. So kommen wir doch ganz gut voran. Wieder erwarten hält die Technik durch und wir erreichen Tarifa.
Unser letztes Etappenziel in Europa. Geschafft – pünktlich!
Dort wollen wir am nächsten Tag mit der Fähre nach Afrika übersetzen. Die Hafenanlagen ist viel kleiner als ich dachte. Es gibt hier nur die 2 Fähren. Da bin ich von der Überquerung nach England anderes gewohnt. Es ist deutlich wärmer geworden, aber der Wind weht stark und kräftig so das wir doch bald wieder frösteln.
Zeit das Dachzelt aufzubauen. Komisches Gefühl so einfach neben der Straße zu schlafen. Aber um einen besseren Platz zu finden reicht unsere Energie nicht aus.
Hoffentlich ist wildcampen hier nicht verboten ….
Hoffentlich wird der Wind nicht noch stärker….
Hoffentlich finden uns keine kriminellen Gestalten.
Können Hafenratten eigentlich auf Autos klettern…(da rannten zig von den kleinen Nagern rum)
…was werde ich morgen früh machen wenn ich nach dem Aufwachen dringend auf Toilette muss. Immerhin stehen wir mitten in der Altstadt.
Tag 3 – Marokko
Der Wecker klingelt und ich habe im Dachzelt eigentlich gut geschlafen. Als ich mich aus meinem Dachzelt puhle stell ich fest das es draußen wieder kalt ist. Die Morgen-Toilette beschränkt sich daher auf Zähneputzen, der Rest kommt später auf der Fähre.
Die Sachen sind schnell zusammengepackt und leicht muffelnd geht es zur Fähre. Die legt auch schnell ab, bequem am Panoramafenster sitzen geht aber nicht. Michael möchte das Ablegen und die Ankunft Filmen. Wir stehen also draußen und ich stelle erstaunt fest das man von Spanien aus Afrika sehen kann, und zwar gut!
Gefühlt ist Afrika jetzt sehr nahe.
In Marokko angekommen müssen wir durch den Zoll. Hier wird als erstes das Fahrzeug geröntgt. Dann wird das Auto durchsucht. Überall sind Drogenhunde. Hoffentlich gibt es keinen Ärger wegen der vielen Medikamente die ich mithabe. Bei der Durchsuchung des Autos wird schnell klar das es hier um 2 Sachen geht:
-Ein Geschenk für die Zöllner und
-Michaels Drohne.
Die sind hier strengstens verboten. Die Drohne wird konfisziert und wir sind froh nur mit einer Verwarnung davon gekommen zu sein. Die Situation war sehr angespannt, denn Michael diskutiert lautstark mit den Grenzern und es versammelt sich eine Masse an gut bewaffneten Männern um die beiden Zankäpfel. Ich zupfe an Michaels Ärmel und stupse ihn an er soll aufhören.
Ich hatte große Sorge, das wir gleich verhaftet werden. Wir entschuldigen uns und dürfen ohne Drohne, allerdings mit einer Handgeschriebenen Quittung einreisen.
Michael bleibt den ganzen Tag geknickt. Es ist weniger der Wert der Drohne die ihn belastet, sondern all die tollen Aufnahmen die er jetzt nicht machen kann. Es vergeht etwas Zeit mit tanken, Toilette und besorgen einer Telefonkarte……
Die Toiletten sind zunehmend eine Herausforderung… Ich erspare euch hier Details, aber es gibt keine Seife um die Hände zu waschen. Ich hoffe ich muss hier keinem die Hand geben…..
Es war aber für eine Tankstelle „sauber“, da werden wir noch anderes sehen und riechen.
Während ich mit meiner Hygiene auf der Toilette kämpfte, hat ein Handwerker den Steinschutz vor die Scheinwerfer montiert den ich noch dabei hatte.
Schade um das Geld. Er leistet so schlechte Arbeit dass wir wohl alles nochmal werden machen müssen. Es geht endlich los und wie. Auf den ersten Metern sprangen ein paar Jugendliche auf den Anhänger und wollten so per Anhalter kostenlos mitfahren. Wir hatten Mühe die Bande loszuwerden, aber Michael konnte die Bande gut einschüchtern.
Perfekt ausgebaute Autobahnen. Ärgerlich sind nur die ständigen Mautstellen an denen man aber nur klecker Beträge bezahlen muss. Es geht so gut voran das wir beschließen bis Marrakech durchzufahren. Michael nickt ein und schafft es 2 Stunden so fest zu schlafen, dass er 2 Mautstellen und einmal tanken verschläft.
Wow, so einen Schlaf hätte ich auch gern!
Daran kann man aber auch die sich aufbauende Erschöpfung erkennen. Also Zeit für etwas Komfort! Marion schafft es innerhalb 1 Stunde von Deutschland aus uns in einem Hammam (traditionelle orientalisches Hotel mit Bad) ein Zimmer mit Wachmann für das Auto zu suchen. Michael verfällt wieder in Fotografierwut und es dauert etwas bis er jede Ecke des Hotels bewundert und abgelichtet hat.
Wir genießen die Dusche und einen schönen Abend auf der Dachterasse bis es Zeit zum schlafen ist. Die Aussicht auf das nächtliche Marrakech ist schon beeindruckend und der Lärm der Stadt hat etwas sehr Interessantes an sich.
Nach einer Nacht im Dachzelt ist frisch geduscht in einem Bett zu liegen schon was feines. Wir sind schon verwöhnte Europäer und nehmen noch alles an Komfort mit, den wir bekommen können.
Tag 4 – Marrokko
Nach einem marrokanischen Frühstück (Orangensaft, Fladenbrot, Pfannkuchen, Marmelade und starker Kaffee) gingen wir schnell zu unserem Auto zurück. Um 8 Uhr wollte der Wachmann Schluss machen und wir mussten Ihn noch für das bewachen des Autos bezahlen. Er freute sich sehr uns zu sehen und zeigte Stolz das unversehrte Auto. Beim bezahlen wird plötzlich der vereinbarte Preis verdoppelt, wir sind ja schließlich 2 Leute (klar das 1 Auto von 2 Leute zu bewachen ist ja viel anstrengender als 1 Auto von einer Person). Ich bezahle da der Betrag trotzdem niedrig ist. Michael schenkt ihm noch eine Schachtel Zigaretten und der Mann bedankt sich 1000fach.
Es geht zügig weiter auf gut ausgebauter Straße bis zum nächsten Tankstop. Hier fällt uns auf das der Dachgepäckträger sich gelockert hat und nach hinten gerutscht ist. Wir müssen also den Dachträger leer räumen, neu justieren und alles wieder befestigen. Die ganze Aktion dauert über 2 Stunden in der heißen Mittagshitze. Mir ist danach ganz schlecht und ich muss erstmal im Schatten abkühlen. Michael steckt das ganze ziemlich unbeeindruckt weg, obwohl er den Löwenanteil der Arbeit erledigt hat.
Gut das wir alles justiert und neu verteilt haben. Die guten Straßen hören schlagartig auf und es geht einen steilen Pass hinauf.
Wir schaffen ihn zum Teil nur im 2 Gang, wobei der Lada bedenklich heiß läuft. Fenster auf, Heizung an und Michaels Gejammer übt das ständig zu heiße Auto ignorieren. Er hat aber recht, da ich die ganze Reise ständig friere und die Heizung andauernd aufdrehe. Hier hat es aber zur Abwechslung einen technischen Grund, da muss er halt durch.
Nach dem steilen Anfahrt kommt eine ebenso steile Abfahrt bei der ich Blut und Wasser schwitze, schließlich haben wir unser Auto und Anhänger bis auf das äußerste beladen. Aber alles geht gut. Am Ende der Passtraße steht plötzlich ein Schild Campingplatz…. Hier? Mitten im nichts?
Da es schon dämmert beschließen wir hier zu übernachten.
Die Übernachtung kostet für das Auto und 2 Personen zusammen 5,50€.
Wir bleiben, das können wir uns leisten
Auf dem Campingplatz angekommen stellen wir fest das der Dachgepäckträger wieder verrutscht ist. Jetzt im Dunkeln können wir nichts machen aber morgen früh müssen wir uns etwas neues Überlegen.
Michael beschließt die nähere Umgebung noch im dunkeln weiter zu inspizieren und macht ein paar Nachtaufnahmen von der Milchstrasse. Es ist schon gigantisch, wieviele Sterne man hier mit dem bloßen Auge erkennen kann. Selbst ich,
der für sowas kaum ein empfinden hat, erkennt hier die Schönheit der Nacht.
Tag 5 – Marrokko
Ich bin früh aufgewacht. Es schläft sich ganz gut im Dachzelt. Michael schläft auch noch tief und fest, ich mag ihn nicht aufwecken. Wer weiß wie lange er draußen unterwegs war. Ich beschließe daher einfach liegen zu bleiben und komme so ins grübeln was wir mit dem Dachgepäckträger anstellen sollen.
Es scheint kein Weg daran vorbeizuführen: Wir müssen erneut alles Abladen und konsequent alles schwere in den Wagen packen. Alles was leicht ist kann dann auf das Dach. Das wird ein logistischer Albtraum, denn alles was wir ständig erreichen müssen, liegt dann irgendwo verstaut und bedeutet ein ständiges hin und her räumen. Was bleibt uns aber anderes übrig?
Als Michael wach wird legen wir los. Das ganze dauert erneut über 2 Stunden. Durch das ständige Aufschrauben und erneut Festschrauben der Dachkonstruktion kommen zu den Blasen an den Händen heute noch ein Paar dazu. Hätten wir mal einen Akkuschrauber eingepackt, ja…hinterher weiß man immer mehr.
Endlich können wir los und der Dachaufbau scheint zu halten. Die Straße ist wieder gut und wir kommen gut voran.
Plötzlich winkt uns ein Polizist heraus. Bisher hatten wir immer Glück und sie haben uns durchgewunken. Ich bin gespannt was jetzt kommt……
Ein Strafzettel! Ich bin in einer 60 Zone 69 km/h gefahren.
Hier mitten in der Wüste habe ich nicht mit einer Geschwindigkeitskontrolle gerechnet. Ich zahle umgerechnet 15€ und bekomme den Rat besser auf die Geschwindigkeit zu achten. Der Polizist ist sehr höflich, keine Aufforderung zur Bestechung und ich bekomme eine Quittung. Vorbildlich!
Ein Teil des Dachträgers löst sich ständig und blockiert die Beifahrertür. Die Schraubklemme rutscht immer runter, das heißt Fenster runterkurbeln, nach oben greifen und die Klemme suchen, losschrauben, nach oben schieben und wieder festschrauben, erst danach läßt sich die Tür öffnen. Was eine nervige Kleinigkeit.
Im nächsten Dorf fragen wir Einheimische nach einer Werkstatt. Der gefragte setzt sich sofort aufs Mofa und ist bereit uns bis zur Werkstatt zu begleiten. Er fährt vor weg, es wird richtig unheimlich, und dann biegt er in eine fadenscheinige Gasse ab, ich denke mir schon die schlimmsten Szenarien aus und sehe mich schon in der Wüste begraben liegen. Michael hingegen meint das sehe aus wie in einem Indiana Jones Film und freut sich wie Bolle auf das Geschehen.
In der Werkstatt angekommen versammeln sich alle möglichen Ratgeber, der eigentliche Mechaniker lässt sich aber nicht irritieren und liefert sehr saubere Arbeit ab. Hoffentlich ist das Problem damit endgültig aus der Welt geschafft.
Die Wüste wird immer einsamer. Die ersten Sanddünen tauchen auf und Michael übt das fahren auf Sand. Jedenfalls so lange bis ich einen Panikanfall bekomme als wir rutschen und es kategorisch verbiete. Michael bleibt davon sehr unbeeindruckt und versicherte mir, dass dies eine notwendige Übung für kommende Gefahrenmomente sei und er sollte wie so oft recht behalten.
Mitten in der Wüste, wir fahren auf der einzigen Straße in weitem Umkreis, schaltet sich das Navi ein und versicherte uns, dass eine schnellere Route gefunden wurde und wir 13 Minuten Fahrzeit einsparen. Wir brechen beide spontan in lachen aus.
Wir werden weiterhin am Anfang und am Ende jeder Ortschaft und gelegentlich auch zwischendurch von der Polizei überprüft. Gewissenhaft wird an jeder Stelle der Ausweis kopiert und unsere Fahrzeug-Daten notiert. Mehrfach versichert man uns dass dies zu unserem eigenen Schutz geschieht, damit man weiß wo man suchen muss, falls wir nicht ankommen.
Wir kommen gut voran und beschließen bis in die Dunkelheit weiter zu fahren. Einer von uns beiden (nicht der Angsthase) möchte heute Nacht in der Wüste übernachten. Er möchte eine Nachtaufnahme in völliger Dunkelheit machen. Wer versteht schon die Wünsche eines Fotografen, ich gebe klein bei.
An Platz in der Wüste mangelt es nicht, eher an einen Ort an dem man nicht mit dem Fahrzeug im losen Sand versinkt. Wir finden eine Einfahrt (wohin?) und Schlagen das Dachzelt auf. Viel machen kann ich dort nicht, es ist zu kalt und zu windig (und zu dunkel). Also gehe ich rasch ins Bett und hoffe dass keines der vorbeifahrenden Autos uns sieht und Michael nicht allzu weit von der Straße weg geht (in der Westsahara soll es noch Landminen geben) ……
Tag 6 – Marrokko
Nach einer einsamen Nacht in der Wüste sind wir beide früh aufgewacht. Es war windig, kalt und dunkel. Frühstück zubereiten geht so nicht. Der Wind bläst so stark, das unser Gaskocher nicht an bleibt. Ich bin frustriert. Wir planen deshalb an der nächsten Tankstelle zu frühstücken. Die hat aber so früh noch zu. Die nächste Tankstelle auch. Einen passenden Platz zum Frühstücken finden wir erst nach 250 km. Ein paar Häuser mitten in der Wüste, eine Tankstelle und ein….. ja was ist das? Eine Mischung aus Imbiss und Café. Wir bestellen Pfannkuchen und Caffee. Zusätzlich serviert der Wirt eine lokale Spezialität: Grießbrei mit eine Schuss Olivenöl obendrauf. Es soll gut für Magen und Darm sein. Ich hatte tatsächlich keine Magen-Darmprobleme ( hatte ich vorher aber auch nicht).
Während wir unseren Kaffee trinken beobachten wir einen Mann der Mühe hat seine meterhohe Last auf dem Dach zu sichern. Spontan schenken wir ihm eines unsere Reserveseile. Er ist sichtlich gerührt und bedankt sich überschwenglich. Sein Chef gibt Michael seine Telefonnummer, und sagt egal wo wir hier oder in Mauretanien hilfe benötigen würden, wir sollen ihn anrufen, er würde dann kommen.
Danach ging es wieder in die Wüste. Es folgt eine Etappe mit rund 400km nichts. Keine Tankstelle, kein Dorf, nur Sahara. Wir hatten vorsorglich alle Reserven aufgefüllt. Zwischendurch machten wir mal Pause – Michael wollte sich die Beine vertreten, eine Rauchen und einfach mal nicht Auto fahren.
Im Windschatten vom Auto war es so warm, dass ich meine mobile Dusche auspacken konnte. Es ist eine wieder aufladbaren Pumpe mit angeschlossener Brause. Hat ganz gut funktioniert, nur gibt es in der Wüste halt keine Bäume hinter denen du dich verstecken kann. Und gerade im delikatesten Moment kommt ein Auto laut hupend vorbei.
Nach dem Duschen und dem Umkleiden fühle ich mich aber wieder wohl.
Weiter geht es.
Außer Tanken machen wir kaum Pausen. Die Gegend ist so ungastlich, der Wind so kalt und voller Sand das man sich im Auto am wohlsten fühlt. Die Kilometer zieht sich endlos dahin. Nichts als Sand und Sandverwehungen. Weit und breit keine Spur von Leben. Ich kämpfe mit wiederkehrende Panikattacken, was ist wenn wir hier eine Autopanne haben. Was wenn wir einen Unfall haben, wer soll uns hier helfen. Michael aber bleibt die Ruhe in Person. Das Auto zu verlassen ist kaum noch möglich. Der kalte sandige Wind ist extrem unangenehm. So fahren wir einfach weiter. Im letzten Dorf vor der Grenze treffen wir einen russischen UNO Beamten.. Er kann sich gar nicht mehr einkriegen beim Anblick eines Lada in der Wüste. Er betont wiederholt dass er im Nachbarort der Produktionsstätte groß geworden ist, jetzt fährt er aber lieber einen Toyota. Ist zuverlässiger meint er. Sehr motiviert.
Wir erreichen die Grenze nach Mauritanien kurz nachdem die Grenze für die Nacht geschlossen wurde. Jetzt müssen wir über Nacht hierbleiben.Hier laufen seltsamer Typen rum. Von einem halben offiziellen Security bekommen wir einen bewachten Platz für die Nacht zugewiesen.
Es dauert nicht lange und wir sind umgeben von bettelnden Stassenhunden. Ich habe allerdings nur noch Reiswaffeln dabei, aber der Hunger der Hunde war wohl nicht groß genug diese fressen zu wollen.
Das treiben an dieser Grenze ist schon sehr merkwürdig. Neben der Straße ein Imbiss, das Schaf hängt im Ganzen über dem Feuer, und im gesamten könnte das auch ein Aussenposten im Star Wars Universum sein.
Michael möchte auf keinen Fall so einfach einschlafen und beschließt im Auto Wache zu halten. Ich genieße den Luxus jetzt doppelt Bewacht im Dachzelt zu schlafen. Und ich schlafe auch tatsächlich trotz des Dauerlichtes des Wachturms und des Lärms bis morgen Früh um sieben durch.
Tag 7 – Mauretanien
Die Grenze nach Mauretanien öffnet um neun.
Eine Möglichkeit vernünftig zu frühstücken besteht nicht. Das Schaf hängt zwar immer noch über dem Feuer, aber es wirkt noch unappetitlicher als gestern Abend.
Der Ausreise von Marokko gestaltet sich doch recht organisiert, wenn auch langwierig. Unser Wagen wird mal wieder geröntgt und wir müssen zu einigen Gegenständen Rede und Antwort stehen. Warum zum Geier transportiert ihr denn Konserven, und soviel Zeug…bestimmt Schmuggelt ihr Drogen. Eine Dose Sauerkraut und Marmelade sind aber Überzeugung genug, dass wir harmlos sind.
Endlich können wir weiter.
Jetzt beginnt das 6 km lange Niemandsland.
Dieses Land wird weder von Marokko noch von Mauretanien verwaltet sondern von übrig gebliebenen Westsaharies und der UNO. Diese Menschen können dieses Niemandsland weder in die eine, noch in die andere Richtung verlassen und Leben in armseligen Blechhütten oder Autowracks. Es gibt keine Straße. Man muss sich seinen Weg durchs Gelände selber suchen. Das Gelände soll zu dem auch noch hier und da vermint sein. Michael steigt aus um das Postapokalyptische Szenario mit verlotterten Gestalten, einfachsten Papp- und Blechhütten, sowie endlosen Autowracks zu fotografieren.
Kaum ist er ausgestiegen spricht mich ein Mann an, ob ich ihn und sein Gepäck mitnehmen kann.
Ich biete ihm an sein Gepäck mit auf dem Hänger zu packen und er würde es später am Grenzeingang nach Mauretanien wieder abholen.
Michael schüttelt nur den Kopf, was wenn wir jetzt Drogen, oder Waffen schmuggeln. Mir wird es etwas mulmig, hoffe ich doch immer an das Gute im Menschen.
Ich sammle erste Offroad-Erfahrungen und bleibe spontan in einem Sandhaufen stecken. Hätte ich vorher mal geübt, so wie Michael es wollte.
Nichts geht mehr.
Michael sieht das ich mich im Sandhaufen festgefahren habe und versucht ebenfalls sein Bestes um uns frei zu bekommen. Nichts will gelingen. Zwei Westsaharie und zwei Briten eilen zur Hilfe. Mit ausgeliehenen Sandrampen und viel Muskelkraft kommen wir frei. Wir mussten den Anhänger abkoppeln und von Hand aus dem Loch ziehen. Dabei vielen mir wieder die Minen ein und überdachte das erstemal diese Aktion.
Ich überließ Michael das Steuer und trabte zu Fuß dem Auto hinterher.
Wir folgen jetzt einem Westsahari, der einen besseren Weg kennt und vor unserem Auto her rennt.
Die Grenzübergang zu Mauretanien ist ein logistisches Abenteuer. Kaum waren wir in dieser Anlage angekommen hatte Michael intensiven Besuch der Drogen Hunde. Finden konnten die aber nichts. Freundlich gesinnt war der Hundeführer aber nicht, als Michael den Hund streichelte.
Ohne die Hilfe unserer Westsaharies ist hier kein durchkommen möglich. Wir müssen in verhörartige Zimmer und wundern uns sehr, dass in dieser sandigen und staubigen Umgebung überhaupt Computer funktionieren.
Schließlich gelingt es alle Papiere zu ordnen und wir dürfen weiterfahren. Die Einreise samt Auto kostete 50 Euro, und wir mussten ständig versichern, dass wir keinen Alkohol dabei haben.
An der letzten Kontrollstation gab es dann das erste mal Ärger wegen der mechanischen Waschmaschine auf dem Anhänger. Der Zöllner hielt es für eine gefährliche Apparatur und wollte die Edelstahlwanne nicht ins Land lassen. Mit Händen und Füßen erklärten wir den Sinn und die Funktion, und nach ca 30 Minuten war das Thema aus der Welt geschafft.
Ich hatte große Hoffnungen in Mauretanien gesetzt, dass wir hier die Wüste hinter uns lassen würden. Es hieß Mauretanien sei der Orient Afrikas. Das Gegenteil ist aber der Fall. Das Land ist nicht so einsam wie die Westsahara, aber es bleibt ein Wüstenland. Nur der Wind ist endlich warm geworden. Die Straßen sind endlos gerade, den Horizont kann man immer in alle Richtungen sehen. Es gibt fast keine Vegetation. Die Straßen sind deutlich schlechter als in Marokko und immer wieder müssen wir über Sandverwehungen fahren. Wir stellen wiederholt fest, dass unsere Reifen für Sand gar nicht gut taugen. Wenn das so bleibt werden wir die Reifen bald wechseln müssen. Die Monotonie der Strecke wird nur durch ständige Polizeikontrollen unterbrochen. Die Polizisten sind ausgesprochen freundlich, Saluttieren jedes Mal und geben uns die Hand bevor sie uns befragen. Wir haben Kopien unserer Personalausweise vorbereitet, damit die Polizisten nicht so viel schreiben müssen. Das verkürzt die Kontrollen enorm.
Wir machen wiederum so gut wie keine Pausen, weil es keinen Grund gibt Pausen zu machen. Es gibt nichts schönes anzusehen und der sandige Wind ist unangenehm. Als es dunkel wird, wissen wir noch nicht so recht wie es weitergehen soll. Verstecken um zu Campen kann man sich hier nicht. Schließlich entscheiden wir uns an einer Polizeikontrolle zu fragen, ob wir hier übernachten dürfen und schlagen unser Zelt auf.
Der Wachhabende Polizist bringt uns Brot und Milch zu unserem Schlafplatz und erfreut sich daran uns etwas gutes getan zu haben.
Tag 8 – Mauretanien und Senegal
Wir wachen auf, neben der Polizei Kontrollstelle und stellen fest, dass wir hier nicht die einzigen sind. Einige Fahrer von kleinen Bussen und Lastwagen haben ebenfalls hier halt gemacht. Es ist auch weit und breit der einzige sichere Platz. Wir wollen Kaffee kochen, aber der Gasofen funktioniert wieder mal nicht im Wind und als er endlich funktioniert kippe ich alles um…
Wir verlieren die Lust an Kaffee und beschließen einfach weiter zu fahren. Anfangs sind die Straßen noch sehr gut. Das Land ist eben und man kann auf allen Seiten bis zum Horizont sehen. Es wächst nicht viel, und die Besiedlung ist nur sehr spärlich. Die Weite und Monotonie wird nur durch die ständigen Polizeikontrollen unterbrochen. Inzwischen wissen wir wie es funktioniert, eine Kopie des Ausweises herausreichen und das nächste Ziel durchgeben und innerhalb von 1 Minute darf man weiter.
Die Polizisten hier sind aber alle samt ausgesprochen nett, salutieren und reichen jedem die Hand. Ich habe mich vorher noch nie mit Mauretanien beschäftigt und hatte eigentlich gedacht es sei ein eher tropisches Land. Jetzt bin ich enttäuscht, dass wir immer noch in der Wüste sind und dass der staubigen Sand überall, absolut überall vorhanden ist.
Tanken ist schwierig. Wir haben es nicht geschafft rechtzeitig Geld zu tauschen und der Bankautomat funktioniert nicht mit unseren Karten. An der Tankstelle ist der Sprit entweder ausverkauft oder fremde Währungen werden nicht akzeptiert. Endlich finden wir eine Tankstelle und wundern uns dass der Spritpreis so gestiegen Ist. Es bleibt unklar, ob wir betupt wurden oder der Spritpreis in Mauretanien wirklich so hoch ist. Für das zweite spricht das man hier kaum Autos sieht.
Die Straßen werden immer schlechter, ich kann hier das fahren und die Vermeidung von Schlaglöchern üben. Der Schwierigkeitsgrad steigt mit jedem Kilometer nach Süden.
Plötzlich werden wir von einem Auto überholt und zum halten gezwungen. Nun ist es vorbei, wir werden ausgeraubt, in der Wüste vergraben. Ich habe ein mulmiges Gefühl. Der Fahrer redet auf gebrochenem Englisch auf uns ein, dass wir keinesfalls zum geplanten Grenzübergang nach Rosso fahren sollen. Das sei zu gefährlich. Stattdessen sollen wir ihm folgen. Wir willigen ein, das mulmige Gefühl bleibt. Er biegt zu einem kleinen Haus ab, dort steht winkend ein Deutscher an einem Landrover. Ebenfalls ein Reisender der uns gesehen hat und den Mann hinter uns her geschickt hatte.
Wir kommen ins Gespräch und man bietet uns an uns für zehn Euro zu einem alternativen Grenzübergang zu bringen. Wir sind anfangs etwas skeptischhatten aber in verschiedenen Reiseberichten schon ähnliches gehört. Deshalb gehen wir auf seinen Vorschlag ein.
Während wir uns so unterhalten, bringt uns eine Frau eine riesige Schale mit Kamelmilch. Ich bedanke mich und mit waiser vorraussicht auf Durchfall lehne ich dankend ab. Michael hingegen trinkt die anscheinend leckere süße Milch
auf einen Zug aus. Ich lache und meine nur, das wir jetzt ganz viele Pausen machen müssten…(Anmerkung vorweg, es gab keinen Durchfall und das Zeug war saulecker!)
Es geht weiter und er fährt mit uns bis in sein Dorf, dort sagt er, wir sollen hier Geld tauschen. Da wir aber nur noch einen 100 € Schein haben findet sich keiner der einen so großen Betrag tauschen will. Von hier ab möchte Mohamad bei uns im Auto mitfahren, und die weitere Fahrt soll plötzlich 50 € kosten. Ich bin deutlich verärgert und zeige das auch.
Er redet lange auf uns ein, dass dies wirklich die beste Alternative sei und zähneknirschend willige ich ein. Jetzt sitzen wir zu dritt vorne im Lada.
Mohamad lacht und sagt das sei in Afrika so üblich. Er führt uns auf eine unbefestigte Straße. Nach 10 m halte ich erbost an und sage dass ich keinesfalls eine so schlechte Straße fahren möchte. Wenn etwas am Auto kaputt geht ist unsere Reise zu Ende. Er versicherte mir, dass die Straße gleich wieder besser wird, so willige ich zur Weiterfahrt ein.
Die Straße wird nicht besser. Ich quäle mich die aller schlimmsten Passagen zu überwinden. Mohamad macht mir deutlich klar, dass ich ein schlechter Autofahrer bin. Wen wundert es, wo Abseits der Straße fahren in Deutschland verboten ist.
Mohamad will unbedingt selber fahren, und tatsächlich, er kann es deutlich besser als ich.
Ich schwitze dennoch Blut und Wasser und habe Angst dass das Fahrzeug zu stark leidet. Außerdem frage ich mich ständig wie es passieren konnte, dass ich zwischen zwei Männern eingeklemmt auf dem Handbremshebel sitze und unangeschnallt mit halsbrecherischen Tempo auf einem Feldweg fahre.
Mohamad Schlägt sich ständig gegen die Brust und betont was er doch für ein guter Fahrer sei.
Ich bin genervt das jetzt schon 2 Alpha-Tierchen im Auto sitzen. Während dieser improvisierten Offroad Rallye fahren wir auch durch einen Nationalpark. Eine Schande dass wir keine Zeit haben, hier wären Tausende von Motiven für Michael gewesen. Am Ende des Parks müssen wir noch jeder umgerechnet 5 Euro Parkgebühr bezahlen, für einen Park in den wir nie hinein wollten und von dem wir nichts gesehen haben.
Die Parkwächter akzeptieren keine Euro, nach langem lamentieren und verschenken von 2 T-Shirts nehmen Sie das Geld dann doch wiederwillig an.
Es wird klar dass es an der Grenze knapp wird. Sie schließt um 6:00 Uhr abends. Mohamad beschleunigt noch etwas mehr um es rechtzeitig zu schaffen…..
Die letzten Meter sind die schlimmsten, endlich sind wir da und außer meinem Selbstbewusstsein hat scheinbar nichts gelitten.
An der Grenze das übliche Chaos, nur dass wir hier noch mehr Geld bezahlen müssen als üblich.
Wir sind froh hier an der Grenze einen Guide gehabt zu haben. Der Junge Mann hatte ein besonderes Aroma an sich gehabt, war allerdings nett und sehr besorgt um uns.
Der Senegal ist das absolute Kontrastprogramm. Gute Straßen, tanzende Menschen auf den Straßen, bunte Lichter und die Stadt durch die wir durchkommen (San Louis) sieht wunderschön aus.
Wir beschließen dass es Zeit für etwas Luxus ist. In der Stadt soll es ein Hotel geben, welches uns aufnehmen würde. Das Navi führt uns durch enge Straßen, jedoch kannte das Navi die ganzen Einbahnstraßen nicht und wir irrten ewig durch den dichten Verkehr. Genervt suchte Michael eine Alternative und so verbringen die Nacht in einer Lodge etwas außerhalb der Stadt. Ich wusste gar nicht wie schön duschen sein kann. Die positive Atmosphäre springt auch auf Michael über, der sich im Schlaf mehrfach nachts an mich kuschelt.
Naja, irgendwas ist ja immer…..
Ich muss morgen ein ernstes Wort mit ihm reden.
Tag 9 – Senegal
Wir wachen auf in einer wunderschönen Lodge ….. und ich habe Kopfschmerzen, schon wieder.
Dies ist der dritte Tag in Folge. Ich kann unmöglich schon wieder so viele Medikamente nehmen. Ich traue mich nicht weiter zu schlafen, weil davon erfahrungsgemäß die Kopfschmerzen schlimmer werden. Irgendwann gehe ich zum Auto und hole doch die Schmerztabletten.
Die Kopfschmerzen lassen aber nicht nach. Ich beschließe sie erstmal zu ignorieren und wieder duschen zu gehen. Duschen zu können empfinde ich inzwischen als solchen Luxus, dass ich versuche zu duschen wann immer es möglich ist.
Wir treffen uns beim Frühstück, wo Michael geduldig auf mich gewartet hat. Als erstes gibt es seit 2 Tagen zum ersten mal wieder einen Kaffee…….
10 Minuten später sind meine Kopfschmerzen weg und ich fühle mich wie neugeboren – Leide ich etwa nur unter Koffeinmangel?
Wir lassen uns Zeit beim Frühstück und genießen noch mehrere Kaffee.
Eine Katze hat Michael zu ihrem neuen Besitzer ausgesucht und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Sie Versucht ständig auf seinem Schoß zu liegen. Am liebsten würden wir länger hierbleiben, weil sich dies wie ein sicherer Hafen anfühlt. Aber wir müssen wieder raus auf die Straße.
Vorher wollen wir aber das Auto noch mal überprüfen. Ein Scheinwerfer vorne links hat geflackert, die Anhängerkupplung muss gefettet werden, wir haben eine Radnabenabdeckung am Anhänger verloren, der Luftfilterkasten muss vom Sand befreit werden und und und. 
All dies dauert bis in die Mittagsstunde. Erst um drei sind wir wieder auf der Straße und fahren Richtung Dakar.
Erst mal tanken. 
Wir finden eine moderne Shell Tankstelle die auch Euro annehmen wollen. Sprit ist hier weiterhin teurerer als in Deutschland. Es kommt nach dem tanken aber zu einer Diskussion mit dem Tankwart. Der Tankwart erhält 50 € und gibt Michael ein Bündel senegalesische France. Michael hält das für das Wechselgeld nach bezahltem tanken. Der Tankwart hat aber erst die Euro umgewechselt und möchte nun im zweiten Schritt für das Benzin in lokaler Währung bezahlt werden. Es ließ sich aufklären und wir gehen als Freunde auseinander.
Die Straße ist so gut, man könnte in Europa sein. Wir sehen die ersten Elefantenbäume die Michael natürlich ausgiebig fotografieren muss. Ich muss lachen, für die Einheimischen hat es sicherlich völlig anders gewirkt:
Ein Auto hält an. Ein weißer steigt aus. Er geht aufs Feld und hockt sich hin. Was werden die wohl gedacht haben…….
Wir sehen inzwischen die ersten Affen die zwischen den Bäumen auf die Straße schauen. Wir sind ganz aufgeregt, Michael schafft es aber nicht sie zu fotografieren, da wir nirgendwo anhalten können.
Auch hier finden regelmäßige Polizeikontrollen statt. Die Polizisten haben aber wenig Interesse an uns. Lediglich zweimal werden wir angehalten und als sie merken dass wir kein französisch können schicken Sie uns genervt weiter. Im Senegal sind überall Bodenwellen in die Straße eingebaut worden, um die Raser zur Geschwindigkeitsbegrenzung zu zwingen. Für uns sind die aber eine Herausforderung da durch die starke Beladung des Lada die Anhängerkupplung hier aufsetzt. Diese Bodenwollen sind teilweise 50cm hoch und fast nur genauso so breit. Es sind fast kleine Mauern, die einfach über die Straße verlaufen. Wir müssen sehr langsam darüber fahren, meistens auch noch schräg, damit wir mit der Hängerkupplung nicht aufsetzen. Auf halber Strecke läßt meine Konzentration nach, ich übersehe einer der nicht markierten Bodenwellen und wir fliegen im hohen Bogen darüber. Es hat kräftig gerumst und unser Dachgepäckträger hat sich wieder gelockert. Er ist ca 20cm nach hinten gerutscht und hinten am Auto nicht mehr befestigt.
Erschrocken halten wir an, Justieren und befestigen alles erneut. Ich mache mir große Sorgen wegen der kommenden straßenlosen Strecken.
Wird der Dachgepäckträger das durchhalten?
Es wird schnell Abend und wir kaufen an einem der vielen Märkten neben der Straße Wassermelone und Bananen ein. So richtig haben wir noch nicht raus wie das funktioniert. Ich bin zu schüchtern, um überhaupt zu fragen und Michael traut sich noch nicht zu verhandeln. Wahrscheinlich haben wir die Ware massiv über bezahlt. (Kommentar Michael: Umgerechnet 1,50€ für weit über 20 Bananen und 3€ für 5kg Wassermelone…
…da fühle ich mich im nachhinein richtig abgezockt)
Es wird schnell Abend und wir müssen uns überlegen wo wir übernachten können. Wir trauen uns nicht einfach neben der Straße zu campen, bei den Polizeikontrollen scheint das auch nicht zu funktionieren, da diese offensichtlich Nachts nicht besetzt sind.
Wir finden Im Internet die Adresse eines Campingplatzes in Dakar und beschließen dort zu übernachten. Dafür müssen wir einmal quer durch die Stadt. Inzwischen ist es dunkel geworden. Der afrikanische Fahrstil in Städten bringt mich weiterhin nah an den Zusammenbruch. Das ganze bei Dunkelheit ist aber ein Albtraum. Ich habe hier im Dunkeln wirklich Todesängste. Irgendwann bemerkt Michael meine Panik und übernimmt das Steuer.
Er ist härter drauf als ich und lässt einfach ständig das Aufblendlicht + Zusatzscheinwerfer brennen. (Kommentar Michael: Finde mal ein Auto hier – das hier nicht so fährt…)
So sehen wir endlich was und ignorieren einfach die Reaktionen der uns Entgegenkommenden. Nach 1 Stunde Irrfahrt finden wir den Campingplatz. Was für eine Enttäuschung. Die Zufahrt ist so steil und voller losem tiefen Sand, dass der Anhänger sich dort festfahren würden. Direkt daneben ist aber ein Hotel. Die Außenanlage ist wunderschön, die Hotelzimmer aber eher nicht.
Egal.
Wir haben keine Option. Im Dunkeln weiter durch die Stadt zu fahren ist zu gefährlich. Wir Quartieren uns im Gästezimmer ein, versuchen der Mücken her zu werden und machen uns über das leckere Obst her.
Mal schauen wie es morgen läuft…
Tag 10 – Senegal
Nach der Übernachtung am Rosa See sitzen wir auf der Terrasse und frühstücken.
Der See ist kein bisschen rosa!
Wie er wohl zu seinem Namen gekommen ist? Das Frühstück ist recht spartanisch. Es besteht nur aus Baguette, Instant Kaffee, Butter und Käseecken. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir schnell fertig sind und losfahren können. Wir verlassen Dakar über eine Autobahn. Wir hätten nicht gedacht, so tief in Afrika eine solche Autobahn zu finden. Auf ihr können wir 60 km fahren, danach geht es auf gut ausgebauten Bundesstraßeen weiter.
Kaum auf der Bundesstraße angekommen fällt uns ein klappern auf. Bei der Inspektion zeigt sich ein gelockerter Auspuff. Trotz aller Mühe gelingt es Michael lediglich mit Draht und Kabelbinder den Auspuff provisorisch zu fixieren. Mal schauen wie lange das hält.
Zusätzlich fällt auf, dass an der Elektrik des Anhängers ein Kurzschluss besteht. Der Anhänger leuchtet nicht mehr, ebenso wenig die Blinker unseres Autos. Es gelingt uns nicht am Straßengraben in der Kürze den Fehler zu finden, zudem haben wir in einer Haltebucht der Verkehrspolizei angehalten, was schnell für Aufregung sorgte, also fahren wir erst mal weiter. Dass das Licht des Anhängers nicht funktioniert interessierte die Polizei recht wenig, wir sollten nur schnell Platz machen, wenn die den nächsten LKW anhalten wollen…merkwürdig hier.
Die Bundesstraße ist sehr gut ausgebaut, so dass wir schnell vorankommen. Heute stellt sich zum ersten Mal so etwas wie Langeweile ein. Die Straße ist nicht anspruchsvoll, gute neue Fotomotive finden sich auch nicht. Es ist richtig monoton, dass erstemal das wir auch nicht so richtig ins Gespräch kommen. Es wirkt schon leicht depressiv, genervt und überdrüssig. 10 Tage in der Blechdose zusammen, keine Privatsphäre, der gleiche Ablauf und dann birgt die Gegend parallel zur Gambischen Grenze auch noch so wenig Spannung.
So fließen die Stunden dahin und als es dunkel wird stellt sich wieder die Frage, wo wir übernachten wollen.
Michael findet die Adresse eines Camping Platzes und unser Navi sagt uns das es bis dahin noch 124 km seien. Das schaffen wir nicht mehr im Dunkeln mit einem Anhänger ohne Licht. Das Risiko ist uns zu hoch, nicht wegen einem Knöllchen, sondern eher das irgendein müder unaufmerksamer Afrikaner uns hinten draufbrettert.
Wir beschließen daher im nächsten vorbeikommen den Hotel zu übernachten. Erst als wir schon eingecheckt haben fällt uns auf, dass unser Navi uns einen Streich gespielt hat. Der Campingplatz wäre nur noch 4 km Voraus gewesen.
Schade, wir hätten gerne das Geld für das Hotelzimmer gespart.
Tag 11 – Senegal
Auch in diesem Hotel ist das Frühstück spartanisch. Diesmal besteht es nur aus Brot und Butter. Der Kaffee ist ein Instant-Kaffee und schlichtweg ungenießbar. Zusätzlich sitzen wir in einem abgedunkelten Raum mit Neonlicht der alles gespenstisch aussehen lässt. Die einzige Abwechslung bietet eine Gruppe holländischer Rentner die offensichtlich eine Safari machen.
Was hat die wohl hier her geschlagen. Wir lassen unsere Fanatasie freien Lauf und Denken uns allerlei Geschichten zu der Gruppe aus.
Nach dem Frühstück laden wir den Wagen wieder um und überprüften den Auspuff.
Er hält!
Wir versuchen den Elektrikfehler zu finden. Er bleibt verborgen, aber wir können wenigstens alles so ändern, dass der Anhänger nachts beleuchtet ist.
Auch unsere Support Whatsapp Gruppe mit Freunden und Autofachleuten zu Hause konnte uns nicht so recht helfen. Irgendwo haben wir einen Massefehler, was zum Durchmessen hatte Michael nicht dabei, einen Ersatzkabel auch nicht. Also hat er es irgendwie verdrahtet. Ich habe da keine Ahnung von, aber nachher funktionierte zumindest das Bremslicht am Hänger. Egal…das muss jetzt halten.
Wir haben schon gestern eifrig diskutiert, welcher Grenzübergang wohl der vernünftigste sei. Wir hatten 2 zur Auswahl, der größere war aber weiter entfernt und schied deshalb erstmal aus.
Wir fragten Ortsansässige die uns alle samt den Weg durch den Nationalpark empfehlen. Das war auch unsere erste Wahl, denn die Strecke war kürzer. Aufgrund seiner gut ausgebauten neuen Straße gefiel uns diese Entscheidung noch besser. Die Straße ist klasse und lud zum schnell fahren ein, was auch direkt zu Unfällen vor uns führte. Uns ist nichts passiert, der LKW hatte da mehr Pech. Während wir durch den Nationalpark fahren kann Michael allerlei Tiere fotografieren. Hier war richtig was los, eine tolle Gegend. Angeblich gibt es hier auch irgendwo Löwen…wir haben aber keine gesehen.
Gegen Nachmittag wird die Straße wieder schlechter ist aber noch gut befahrbar. Dann müssen wir Richtung Grenze abbiegen und die Straße wird immer schlechter, bzw es ist ein Feldweg. Ich bin schon wieder missmutig. Hatte ich doch die romantische Vorstellung wir würden nur asphaltierte Wege befahren.
Kein Asphalt, wellige Fahrbahn, tiefer Dschungel. Das war jetzt das Programm und wie üblich überließ ich wieder Michael das Steuer.
Wir fragten entgegenkommende Menschen öfters, ob wir wohl wichtig sind, und diese bestätigen eifrig, dass dies der Weg zur Grenze ist.
Inzwischen gleicht die Fahrstrecke einem Offroad Parcour. Ich bin völlig überfordert und bin froh das Michael am Steuer sitzt.
Es kommen Passagen, in denen der Lada so schräg steht, das ich echt Angst habe, dass wir umkippen, oder den Anhänger verlieren. Ich bin still, habe Angst, Michael fährt aber souverän die Strecke, als hätte er noch nie was anderes
gemacht.
Nach 2 Stunden kommen wir in ein kleines Dorf an und fragen nach dem weiteren Weg. Überrascht stellen wir fest, dass dies schon die Grenze ist und der Mann vor uns ist der Grenzbeamte. Also genau genommen standen wir schon hinter dem Schlagbaum in Guinea.
Alle sind wahnsinnig freundlich und ich verteile zur Feier, dass wir in Guinea angekommen sind Plätzchen (die Kaufland uns gespendet hat). Die Plätzchen kommen sehr gut an. Die Leute reden alle aufgeregt durcheinander. Zum Schluss findet sich ein Jugendlicher der ein wenig Englisch kann.
Er erklärte uns, dass die Aufregung nicht die Folge der Plätzchen ist, sondern dass man gemeinschaftlich beschlossen hat, dass wir mit unserem Fahrzeug nicht weiterfahren können.
Der Weg ist viel zu schlecht für uns. Michael lacht, sagt aber direkt zu auch eine alternative zu fahren. Er versteht doch ein wenig meine Panik. Vielleicht hat er aber auch gesehen, dass ich mittlerweile Kreidebleich wurde.
Was nun?
Nach langer Diskussion wird uns erläutert, dass es wohl einen alternativen Weg auf der anderen Seite des Berges gibt. Nach noch viel längere Diskussion ist man bereit uns einen Führer beiseite zu stellen der uns den Weg zeigt. Der kostet natürlich wieder Geld, wahrscheinlich wurden wir auch wieder abgezockt, aber die 5Euro waren uns egal.
Es geht los und wir haben Mühe dem Mann auf seine Motorrad zur Folgen. Der Weg wird immer schlechter und unser Fahrzeug kommt an seine Grenzen. Wir sind viel zu stark beladen und haben einen nicht tauglichen Anhänger dabei. Spätestens als wir 10m einen Abhang runter fahren mussten, um unten durch einen Fluß zu fahren, nur um auf der anderen Seite eine felsige Klippe wieder rauffahren zu müssen, war mein Nervenkostüm am Ende. Das krachen der Anhängerkupplung auf dem Fels beruhigte mich noch weniger.
Wir landen bei einer Fabrik im Wald. Hier bleibt bis zum Schluss völlig unklar was eigentlich produziert wird.
Die Leute sind aber auch hier ausgesprochen nett. Auch hier bekommen wir den Rat keinesfalls weiter zu fahren da die Straße viel zu schlecht sei. Wir wurden eingeladen, sollten die Nacht hier verbringen, das wir lustig sagte der Mann, schließlich wäre auch kaltes Bier da.
Wir diskutierten und kamen gemeinschaftlich zu dem Ergebnis, dass lediglich umdrehen und ein 300 km entfernter Grenzübergang für uns infrage kommt. Inzwischen ist es wieder dunkel geworden.
Was nun?
Am vernünftigsten wäre es hier bei der Fabrik zu übernachten. Wir sind beide so enttäuscht, dass all die Mühe umsonst war. Wir wollen unbedingt noch heute wieder aus dem Wald heraus und es bis zum alternativen Grenzübergang schaffen. Das war ein 200km weiter Bogen den wir zurückfahren müssen. Da wir die Straße im Nationalpark auf dem Rückweg fahren mussten, und diese sehr gut war, wollten wir die Strecke auch Nachts fahren.
50 km vor der Grenze ist die Straße blockiert. Ein halb offiziell aussehender Polizist erklärte uns, dass die Straße erst um 7:00 Uhr am nächsten Morgen wieder geöffnet wird. Warum die Straße gesperrt ist bleibt völlig unklar. Wir fahren wieder einige Kilometer zurück und bauen im Schutz der Nacht unser Dachzelt auf, damit wir wenigstens noch 3 Stunden Schlaf bekommen. Ob der Grenzübergang den wir jetzt gewählt haben befahrbar ist, bleibt weiter unklar.
Tag 12 – Guinea
Wir wachen auf einem Feld kaum außerhalb der Sichtweite der Grenze vom Senegal nach Guinea auf. Ob wir heute über die Grenze kommen?
Die Grenzkontrollen auf Senegalesischer Seite waren einfach und verständlich. Mehr als eine Kontrolle der Pässe und ein Stempel zur Ausreise passierte nicht. Da waren die anderen Grenzen bisher wesentlich aufwendiger. Wir lernen Alexandra und Robert kennen, die im selbst restaurierten Puch-LKW gleichzeitig mit uns einreisen. Beide treffen wir an den kommenden Stationen immer wieder und tauschen das gerade erlebte aus. Ihr Fahrzeug ist umwerfen und unser LADA fühlt sich plötzlich klein und zerbrechlich an, gegenüber diesem riesigen Camper LKW.
An der Grenze herscht allgemeine Aufregung. Einheimische sind wild am diskutieren, und wir werden von verschiedenen anderen Reisenden an der Grenze angesprochen. Am Vortag fanden in Guinea Wahlen statt. Scheinbar nicht mit dem Erfolg
den viele sich erhofft hatten. Es herrscht wohl ein Zwist zwischen der amtlichen Regierung und Vertretern des Militärs, welche wohl auch viele Anhänger in der Bevölkerung haben. Es soll wohl in Richtung Hauptstadt zu Unruhen kommen,
und es wird gewarnt einzureisen.
Da wir das aber als ziemlich überdramatisch halten, und unsere Liberianischen Freunde uns am Telefon berichten, dass es entlang unserer Route wahrscheinlich nichts passieren wird, entscheiden wir unsere Reise fortzusetzen.
Die Grenze in Guinea ist völlig anders, als alles was ich bisher gesehen habe. Die Grenze ist in einem Dorf integriert und es ist klar das alle, die hier Arbeiten auch hier wohnen. Wir müssen zu verschiedene Stationen, wobei völlig unklar bleibt, was die einzelnen Stationen von einander unterscheidet. Immer wird Handschriftlich scheinbar immer das gleiche in immer ein gleich aussehendes Buch eingetragen. Alles sorgfältig in gut leserlicher Schrift und völlig ohne das ein Computer irgendwo sichtbar wäre. Der eigentliche Grenzbeamter schreibt auch nicht, sondern lässt Schreiben. Das muss ein junger Mitarbeiter erledigen, dessen Arbeit kritisch beäugt wird und im scharfen Tonfall wortreich kritisiert wird. Das ganze findet unter mit Stroh bedeckten Gestellen statt, ohne Wände in dem ein paar Plastikstühle und ein BETT steht. Man muss sich tief bücken um in die Strohhüte hineinzukommen. Hier ist es dann überraschend angenehm kühl und luftig.
Mir wurde in der ersten Hütte ein Platz zum sitzen auf dem Bett angeboten. Da ich gerade schon wieder lange im Auto gesessen hatte, wäre ich gerne stehen geblieben. Meine Bitte stehen zu dürfen wurde äußerst unmissverständlich abgelehnt. Danach hatte ich verstanden was von mir erwartet wurde und die nachfolgenden Hütten konnten viel geschmeidiger absolviert werden. Irgendwann ist auch das letzte Buch beschrieben und wir sind entlassen. Das neue Zollgebaude das Senegal und Guinea gemeinschaftlich nutzen wollen steht bereits einige hundert Meter weiter mitten im Wald, wird aber offensichtlich von beiden Seiten aktuell ignoriert. Nach der Grenze geht es auf sehr guten Straßen weiter. Aber auch völlig leere Straßen. Durch jedes Dorf durch das wir kommen sind wir scheinbar die Attraktion des Tages. Kommt denn hier sonst nie einer durch?
Plötzlich am Ende eines Dorfes hört die Straße einfach auf. Von hier aus führt ein Feldweg weiter in die Berge. Das Navi sagt unbeirrt das dies eine Nationalstrasse ist und das es keine Alternative gibt. Mein Herz rutscht mir in die Hose. 20 km Asphalt seit der Grenze, ein Feldweg vor uns und völlige Unklarheit wie die nächsten 1000 km durch das Land aussehen könnten. Das alles in einem überladenen LADA mit einem standig verrutschendem Dachgestell und ein für das Gelände völlig ungeeignetem Anhänger….. Der Feldweg ist völlig kaputt gefahren mit Schlaglöcher, tiefen Bodenwellen, losen Sand und in die Fahrstrecke hineinragende Steine, die nur auf eine Ölwanne warten, die sie aufreißen könnten. Ich bin völlig überfordert und Michael muss das Steuer übernehmen. Es geht im Zeitlupentempo (wenn Michael schneller fährt bekomme ich Panikanfälle) mit immer wieder aufsetzender Anhängerkupplung hinauf in das Gebirge. Das Dachgepäck schwingt bei jedem Schlagloch bedrohlich hin und her. Das Panorama ist atemberaubend, ich habe dafür aber keinen Blick. Insbesondere will ich nicht sehen, dass es neben unserem Auto unbefestigt mehrere hundert Meter steil bergab geht. Das ganze findet bei brütender Hitze in einer riesigen roten Staubwolke statt, die wir selber aufwirbeln. Wir sind völlig allein.
Nach einer Stunde kommt uns ein Auto entgegen (noch mehr Staub) und mehrere Motorräder überholen uns. Die kleinen zweirädrigen Fahrzeuge chinesischer Herkunft haben überhaupt kein Problem mit der Stecke. Neidisch schaue ich Ihnen nach. Ich bin aber auch etwas beruhigt, das ist offensichtlich eine Straße die außer von uns auch von anderen genutzt wird und sie führt auch irgendwo hin.
Nach 40 quälend langsam absolvierten Kilometern kommt plötzlich wieder Asphalt. Auch Michael ist etwas erleichtert. Er hat im Gegensatz zu mir das Fahren abseits der Straße genossen. Es war aber auch anstrengend und er ist froh auf dem Beifahrersitz wieder etwas entspannen zu können.
Ich sitze im Auto und bete inbrünstig das die Asphaltstrecke noch etwas länger anhält. Unser Tank ist leer und die wenigen Tankstellen an denen wir vorbeikommen haben kein Benzin mehr. Wir füllen das Benzin aus unserem Ersatzkanister in den Tank. Für 150 km haben wir so noch Sprit. Danach müssen wir weiter sehen. Es dämmert langsam und plötzlich stehen wir vor einer von jugendlichen bewachten Straßensperre.
Wir hatten schon von Unruhen im Land gehört, aber nicht damit gerechnet etwas davon mit zu bekommen. Die Jungs an der Straßensperre sind eigentlich ganz umgänglich. Es dauert zwar ein wenig bis der erste mit uns Englisch sprechen kann. Er erklärt uns worum es geht, wie enttäuscht alle sind, und wie sehr die Bevölkerung auf eine weniger korrupte Regierung hoffte. Eine Regierung die auf Schmiergelder verzichten würde und dem wohl des Volkes am Herzen liegt. Er war so leidenschaftlich beim erzählen und verhandelte mit uns eine Durchfahrtsgebühr von umgerechnet 20.000GFr und eine Tüte Gummibärchen aus. Ich bin erschüttert, 20.000Gfr, doch Michael beruhigt mich, es sind umgerechnet nur 2€. Gut das sich das nicht wie ein Schmiergeld angefühlt hat.
Wir atmen tief aus, als das überstanden ist, und fahren weiter.
Hinter der nächsten Kurve wieder eine Sperre. Wir wissen ja jetzt wie es geht und kommen rasch durch. Das Ganze wiederholt sich nach 200 Meter erneut. Auch hier werden wir wegen des erbeuteten Gewinns mit lautem Siegesgeheul durchgelassen. Die erprobte Mischung aus Geld und Gummibärchen bewährt sich weiterhin.
An der 9. Sperre fällt auf das vermehrt Alkohol getrunken wird und die Stimmung sich anheizt. In dem lauten Gedränge um unser Auto herum verwechsel ich die Geldschein und gebe ausversehen etwas zu wenig Geld. Aus dem Gedränge wird ein Tumult. Ein Chaos bricht aus und plötzlich hockt schreiend, mit einer Machete auf unsere Windschutzscheibe einhämmernd, ein Demonstrant auf unserer Motorhaube. PANIK. Die Leute klopfen gegen das Auto und sind wütend. Der Verhandlungsführer fordert Schadensersatz: Weitere 50.000Gfr und er würde dafür sorgen, das uns nichts passiert. Wir dürfen durch. Michael will das ich anhalte. Er steigt aus und kotzt jemanden vor die Haustür.
Das ist das erste mal während dieser Reise das Michael die Nerven verliert. Wir beschließen abzubrechen und bei Einheimischen Schutz zu suchen. Vor einem kleinem Laden sitzen Leute die uns bereitwillig aufnehmen. Es stellt sich raus, dass Michael dem Imman der ansässigen Moschee vor die Tür gereiert hat. Der nimmt es aber leicht und verspricht uns Schutz für die Nacht.
Wir beruhigen uns etwas.
Die Jugendliche fahren aber weiter mit Ihren Motorrädern mit lautem Geknatter auf und ab. Für uns gibt es kein Entkommen. Wir verweilen an einem kleinen Geschäft neben der Moschee, bekommen Tee und etwas Süßes. Die Gemeinde Mitglieder hier sind sehr nett und beruhigen uns mit ihrem Schutz. Auf der Strasse ist immer noch die Hölle los…
Nach einer Stunde beschließen unsere Bewacher, das es Zeit ist ins Bett zu gehen und lassen uns alleine zurück…
Wir sitzen auf Plastikstühlen und beschließen die Glühbirne die uns gut beleuchtet erstmal herauszudrehen und sitzen im Dunkeln. Plötzlich entdeckt uns eine fremde Frau im Dunkeln und schlägt Alarm. Rasch eilen mehrere Männer hinzu. Wir werden im scharfen Tonfall angesprochen beherrschen aber nicht genug französisch, um die Frage zu verstehen. Wir antworten mit zitternder Stimme in Englisch. Da löst sich die Spannung. Der Imman eilt hinzu und erklärt dem aufgebrachten Mob wer wir sind. Die dachten wir wären Einbrecher oder Plünderer. Mit Händen und Füßen erklären wir das wir die Situation nicht einschätzen können und uns Sorgen machen.
Sie beruhigen uns, und erklären dass das lediglich übermütige Jugendliche seien.
Keine Gefahr für uns. Dennoch bleiben sie bei uns, bis die meisten Straßenblockierer beschlossen haben, das schlafen gehen oder Fußball schauen auf Dauer doch angenehmer ist. Ich baue das Dachzelt auf und lege mich ebenfalls hin. Michael traut dem Frieden noch nicht ganz und beschließt lieber im Auto zu schlafen. Mut zur Lücke, ich Frage mich ob er auch mit aufgeklappten Dachzelt die Flucht mit dem Auto ergriffen hätte.
Mal sehen was der morgige Tag bringt……
Tag 13 – Guinea
Wir stehen vor Morgengrauen auf, in der Hoffnung dass sich die Situation weiterhin beruhigt hat und die Straßenblockierungen nicht mehr besetzt sind. Und tatsächlich wir sehen zwar überall noch die Reste der Straßenblockaden, welche aber durchfahrende Auto- oder Lastwagenfahrer schon so teilweise weggeräumt haben, so dass man mit dem Auto passieren kann. Wir zählen die Straßenblockaden die wir am Vorabend noch hätten überwinden müssen und kamen im Laufe der nächsten anderthalb Stunden auf 41 Stück. Das hätten wir auf keinen Fall geschafft, gut das wir aufgegeben haben und wenigstens etwas Schlaf finden konnten. In der Stadt fanden wir dann auch endlich eine Tankstelle, welche uns Benzin verkaufen konnte. Kritisch wurden wir von den Inhabern beäugt. Wer weiß was der gerade von uns dachte. Aus der Stadt raus, war richt Süd-Ost nichts mehr von Unruhen zu sehen oder zu hören. (Ein paar Tage später hörten wir von anderen, die mehr Richtung Westen und Hauptstadt unterwegs waren, wie schlimm es dort viele getroffen hatte, und das Touristen und Ausländische Arbeiter sogar flüchten mussten)
Die Straßen werden zunehmend schlechter, so dass wir jetzt schon mehr neben als auf der Straße fahren.
Streckenweise hat man Mühe überhaupt noch zu erkennen, dass hier mal eine Straße gewesen sein mag. Ich habe nicht gewusst, dass es auf der Welt (außer in Kriegsgebieten) solche Straßen gibt. Die Schlaglöcher sind zum Teil bis zu 1 m Tief und oft 4-5 m lang. Im Graben neben der Straße ist es da schon viel leichter zu fahren. Wenigstens können wir von einem Straßenhändler mehrere Baguette kaufen, welche in dieser Region der Welt ausgesprochen lecker sind und einen leichten Olivenöl-Geschmack haben. Und das obwohl ich dort keinen einzigen Olivenbaum gesehen habe.
Wer weiß was ich da gegessen habe…
Mitten im Nichts kommt uns plötzlich ein weißer Fahrradfahrer entgegen. Wir halten sofort an und beginnen ein Gespräch mit ihm. Es ist der Holländer Frank van Rijn, der schon seit über 30 Jahren mit dem Fahrrad Afrika bereist. Das Gespräch endet leider viel schneller als uns allen lieb ist, da wir im hellen noch möglichst viele Kilometer fahren wollen. Kaum ein paar Meter weiter hören wir plötzlich ein auffälliges Geräusch. Ein pfeifen, als würde ein Kompressor Luft verströmen. Wir halten an, und entdecken dass am Anhänger ein Reifen Luft verliert.
Kein Problem, wir haben einen Ersatzreifen dabei. Kaum haben wir unser Werkzeug ausgepackt hält ein adrett gekleideter Jugendlicher an, eilt herbei und übernimmt den Reifenwechsel für uns. So schnell konnte Michael garnicht gucken, wie der Junge Mann das Werkzeug übernahm.
Er will auch keinerlei Dank oder Geld für seine Hilfsbereitschaft haben.
Er sei ein gläubiger Moslem und möchte Leuten in der Not helfen. Seine Religion würde ihm das vorschreiben. Kaum 500 m nach der Reifenpanne entdecken wir schon im nächsten Ort einen Reifen-Flick-Dienst. Der sieht freilich völlig anders aus als in Europa. Alles ist draußen, alles ist provisorisch und wie überall sitzen viele Kinder rum. Zwei junge Männer flicken den Schlauch mit viel Enthusiasmus und hohem Geschick. Das ganze kostet auch nur ein Euro und wir haben wieder einen funktionierenden Ersatzreifen für unseren Anhänger. Michael verteilt an die Kinder ein paar Tüten Kartoffelchips. Die kamen aber irgendwie nicht gut an…Wahrscheinlich waren die nicht süß genug.
Die Straßen sind weiter extrem Schlecht. Wir können maximal 100m bis 200m mal 40 Km/h fahren. Dann müssen wir wegen der gigantischen Schlaglöcher wieder in den Graben ausweichen. Die Stunden vergehen, aber wir kommen nicht voran, obwohl wir fast pausenlos fahren. Uns wird immer klarer das wir es heute keinesfalls bis zur liberianischen Grenze schaffen können. Das bringt unseren Zeitplan durcheinander.
Das Land wird zunehmend anstrengender. Es ist warm, es ist Schwül, Staub und Dreck. Die Straßen sind der Horror. Da sind die Offroad Passagen besser als jede Straße. Hinzu kommt das wir bei jeder Polizeikontrolle über die Verzollung
unserer Auto diskutieren müssen. Bei der Einreise haben wir alle Papiere bekommen, aber irgendwas stimmte damit wohl nicht.
Abgesehen dass das Zeit kostete, hatten wir jedesmal den Eindruck die würden unser Auto beschlagnahmen wollen.
Ich bin total frustriert und beschließe trotz Dämmung bis in die nächste Stadt zu fahren.
Dort suchen wir uns ein Hotelzimmer…. ich muss duschen!!!!!
Wir erreichen die Stadt quälend langsam. Selbst der Weg zum Hotel folgt dem gleichen Schema. Holperstraße und Geschwindigkeiten knapp schneller als Stillstand. Im Hotel bekommen wir einen Bungalow zugewiesen der uns in dieser Situation wie das Paradies vorkommt. Die Dusche funktioniert, die Klimaanlage auch und es gibt eine Flasche afrikanisches Bier. Süffig. Egal. Ich will aus dem diesem Land raus!
Morgen aber müssen wir es irgendwie wieder aus diesem Land schaffen!!!
Tag 14 – Guinea
Wir wachen etwas erholter in unserer Hotelanlage auf. Erstaunt stellen wir fest wie groß die Anlage ist und dass wir die einzigen Gäste sind. Kaum sind wir mit der Morgen Toilette fertig dreht uns der Hausmeister vorsichtshalber schon den Strom aus. Wie immer in diesem Teil der Welt ist das Frühstück zu mindestens eigenwillig.
Es gibt Baguette vom Vortag mit Omelette. Ich darf die Hälfte von Michael seinem Essen essen, obwohl er auch eigentlich Hunger hat. Das Ei bestand aus Öl pur und war eigentlich nur widerlich.
Dem Hotelbetreiber versprechen wir eine gute Google Bewertung zu geben. Das hat Michael natürlich auch gemacht:
Hotel del Niger
Wir kommen nur sehr mühsam auf den schlechten Straßen voran. In Guéckédou angekommen wären wir fast in eine Einbahnstraße falsch herum reingefahren. Ein herbei eilender Polizist verdonnert uns sofort zu einer Strafe von 1000000 FG (100€).
Unser Einwand, dass wir doch gar nichts falsch gemacht haben sondern nur im Begriff waren etwas falsch zu machen lässt er nicht gelten. Ein offizielles Schreiben, das wir von einer NGO sind und Hilfsgüter für ein Behindertenheim und Waisenkinder mit uns führen läßt ihm etwas Gnade zu und wir können ihn aber auf 14€ und ein Glas Erdbeer Marmelade herunter handeln.
Die Straße wird immer schlechter, so dass Michael das Steuer übernehmen muss. Meine Offroad Fähigkeiten reichen für diese “asphaltierte” Straße einfach nicht mehr aus. Am Ende der Stadt kommen wir erneut in eine Polizeikontrolle und werden von zwei Polizistinnen massiv angeschrien, warum Michael nicht angeschnallt sei. Das hat in den letzten 50 Polizeikontrollen keinen bisher gestört. (Wir erinnern uns, dass wir sogar mit 3 Mann vorne im Lada fuhren)
Die Gelegenheit wird genutzt und unser Auto auf alle möglichen Vorschriften kontrolliert. Anscheinend sind diese Gegenstände in Guinea pflicht mit zu führen: Verbandskasten, Warndreieck, Rettungsweste, Feuerlöscher, Reservekanister, Taschenlampe. Gut das wir das alles auch dabei hatten, denn die wir sollen eine Strafgebühr von 2,5 Millionen GFr (250€) bezahlen. Und das nur, weil Michael nicht angschnallt war. Die Abzocke war klar erkennbar. Trotz allem reden gelingt es uns nur sie auf 200€ herunter zu handeln. Verärgert verlange ich aber eine Quittung. Schließlich sind wir eine NGO und für den Guten Zweck unterwegs. Der Grund hatte zuvor auch geholfen. Man erklärte mir dies sei nur auf der Polizeistation möglich. Das ginge jetzt nicht. Ich blieb stur, und die Polizistin sagte behaarte weiter auf ihr Geld, sonst würden wir unsere Pässe nicht zurückbekommen. Es wurde ein wenig diskutiert und widerwillig bestellte sich eine der Damen ein Motorrad Taxi. Ich soll bitte dem Motorrad mit der Polizistin folgen.
Der Taxifahrer samt Sozia raste da so los, und konnte mühelos auf der Holperpiste davon rasen. Michael gab sich alle Mühe dran zu bleiben, was aber garnicht so leicht war. Ständig musste das Motorrad warten und die Polizistin maulte
uns an, warum das solange dauern würde.
Auf der Polizeistation müssen wir auf den Chef der Truppe warten. Hier wurde erst wieder diskutiert und der Chef war ziemlich sauer aus seinem Feierabend geholt worden zu sein. Nach 1 Stunde erhalten wir unsere Quittung. Erst im Auto fällt auf, dass man lediglich 40.000 GEF (4€) bescheinigt hat. Wutentbrannt gehe ich zurück und verlange den Polizeichef zu Sprechen. In mir bricht der Deutsche durch, ich verlange wutschnaubend eine korrekte Quittung. Die herumstehenden begreifen recht schnell, dass ich nicht mehr zu Kompromissen fähig bin und rufen erneut den Chef.
Schlecht gelaunt kommt er 20 Minuten später wieder an. In gebrochenem Französisch erkläre ich den Sachverhalt und verlange entweder eine korrekte Quittung oder meine 200$ (Michael hatte in Dollar bezahlt) zurück.
Die Polizistin die das Geld an sich genommen hat, wird erneut von der Straßensperre abgerufen und muss zur Polizeiwache kommen. Sie bestreitet von uns 200 $ bekommen zu haben. Wir bleiben aber hartnäckig. Es wird sehr lange in Französisch gesprochen ohne dass es uns klar wird worum es geht. Schließlich rückt die Polizistin kleinlaut das Geld heraus. Nun muss erneut verhandelt werden. Sie begründete das 2.000.000 Gfr viel mehr Nullen hätte als 200$ und das 40.000Gfr auch größer wäre, da 4 mehr wie 2 sind, somit unser Deal doch gut wäre.
Wir einigen uns auf eine Strafe von 100$, besser gesagt nimmt Michael einfach 100$ vom Tisch und sagt sowas wie „Game Over – please give my the correct receipt“. Der Chef lacht, gibt ihm die Hand und stellt ihm eine korrekte Quittung aus. Wir hätten gerne jetzt auf die 40.000 GF (4r Euro) verhandelt aber die ganze Aktion hat schon über 4 Stunden gedauert und wir wollen endlich weiter. Zudem hatten wir zwischendurch die Befürchtung wir müssten die Nacht hier in einer Zelle verbringen.
Wir fahren weiter auf aller übelster Strecke bis zur Grenze. Mehr als 20 km/h sind das schnellste was wir schaffen. Sehr häufig geht es nur mühsam im Schritttempo voran. Wir arbeiten uns bis zum nächsten Grenzübertritt vor. Die Straße ist inzwischen so schlecht das sie selbst für Fußgänger kaum begehbar ist. Wir müssen außerdem über eine provisorische aus Holzstämmen konstruierte Brücke. Ich verliere total die Beherrschung und weigere mich weiter zu fahren.
Michael bleibt zum Glück ruhig und schafft es irgendwie unser überladenes Fahrzeug über die Brücke zu manövrieren. Wir fahren über die holprigen Strecke weiter, bis in das Grenzdorf, wo es für heute Abend nicht mehr weitergeht. Kaum zu glauben dass diese holprige Strecke auch die Zufahrt zu dem örtlichen Flughafen ist.
Im Dorf angekommen eilt uns der örtliche Grenzbeamte in Unterhose und T-Shirt entgegen. Mit Händen und Füßen erklärte uns, das bis morgen Früh 8.00 Uhr die Grenze geschlossen ist. Er hat aber keine Einwände dagegen, dass wir in Sichtweite der Grenze übernachten.
Wir sind offensichtlich die Attraktion aller Kinder im Ort. Sie laufen noch stundenlang um unser Fahrzeug herum und versuchen mit der Taschenlampe hinein zu leuchten. Erst als sie müde aufgeben können auf wir einschlafen.
- Urheberrecht beachten
- Urheberrecht beachten
Tag 15 – Liberia
Wir wachen auf im Grenzdorf und sind von so ziemlich jedem Kind und jeder Frau, sowie einigen Männern des Dorfes umringt. Ich komme aber nicht aus dem Zelt heraus, denn irgendwer hat meine Schuhe mitgenommen. Michael fragt herum, bis schließlich der Grenzer unsere Suche mitbekommt und laut Hals das schimpfen anfängt. Die Kinder hatten sich wohl einen Scherz erlaubt und brachten die Schuhe zurück. Ich klettere herunter und schaue mich ebenfalls um.
Neugierig lassen sie sich nichts von dem was wir machen entgehen.
Die Morgentoilette unter intensiver Beobachtung von ca 40 Menschen zu absolvieren ist auch mal eine neue Erfahrung. Eigentlich würde man gerne nach dem Aufstehen zur Toilette gehen, das ist aber hier unter Vollbeobachtung nicht möglich. Keinen Schritt mache ich hier alleine.
Michael verteilt Kleinigkeiten an die Kinder und macht Fotos. Ich konzentriere mich lieber auf meine voller werdende Blase und bewege mich nicht.
Um acht öffnet langsam die Grenze. Das heißt in diesem Fall, dass das über die Straße gespannte Seil herunter gelassen wird und der Grenzbeamte und sein Assistent sich auf ihre Stühle setzen. Wir werden herbei gewunken. Unsere Papiere werden gründlich und ausführliche studiert. Meine Blase füllt sich langsam weiter und beginnt zu schmerzen.
Wie üblich werden jetzt Daten handschriftlich in das Grenzbuch eingetragen und wie üblich muss das der Assistent machen. Auch dieser Assistent Bedarf der intensiven Überprüfung und wird wiederholt kritisiert.
All dies braucht seine Zeit während derer sich meine Blase weiter zunehmend bemerkbar macht……
Endlich dürfen wir über die Grenze in das Niemandsland zwischen Guinea und Liberia. Kaum außer Sichtweite der Grenzbeamte und der uns zuschauenden Dorfbewohner stürzen wir aus dem Auto und rennen hinter den ersten Baum.
Die Grenze zwischen beide Länder ist ein Fluss. Eine Brücke gibt es nicht. Glücklicherweise ist jetzt Trockenzeit und die Flussquerung ist kein ernsthaftes Problem. Nach einigen Kilometern unbefestigter Straße kommen wir zur liberianischen Seite der Grenze.
Wir werden herzlich empfangen und in der uns inzwischen bekannten Art in mehreren Räumen befragt mit den sich wiederholenden Eintragungen in das immer gleich aussehende Buch.
Hier gibt es aber ein unerwartestes Problem. Liberia ist kein Durchreiseland für uns, sondern das Zielland. Alles was wir mitgebracht haben muss hier verzollt werden. Das hätten wir als Hilfsorganisationschon von zu Hause aus vorbereiten müssen. Da sind wir etwas blauäugig an die Sache heran gegangen. Allerdings versprach uns unsere NGO vor Ort dies alles zu erledigen, wenn wir angekommen wären. Wahrscheinlich alles missverständlich. Wir versuchen unsere Partnerorganisation in Liberia zu erreichen, damit die Organisation sich mit dem Zoll auseindersetzen kann. Hier mitten im Dschungel funktionieren unsere Handys aber nicht.
Was nun?
Der Grenzbeamte setzt eine wichtige Miene auf und beschließt erstmal alles zu besichtigen. Nachdem wir den halben Wagen ausgeräumt haben, kommt er zum Schluss das dies alles wertloses Zeug sei. Wir müssen keine Steuer nachzahlen, aber dennoch tut seine Beurteilung etwas weh, nachdem wir die Sachen mit soviel Mühe bis hierhin geschafft haben. Wir packen alles zusammen und dürfen weiterfahren.
Kaum 2-3 min gefahren überholt uns ein Motorrad mit Grenzbeamten und bittet uns anzuhalten. Er überreicht uns unsere Campingstühle, die wir vergessen hatten wieder einzupacken. Kaum weitere 5 min später das gleiche erneut. Haben wir weitere Sachen vergessen?
Diesmal ist es anders.
Weil ein Stempel im Pass nicht gut lesbar war, haben die Beamten beschlossen, das wir doch zur Immigrationsbehörde müssen. Dort soll von höherer Stelle erneut der Stempel begutachtet werden. Wir folgen also dem Motorrad zur Immigrationsbehörde in der Stadt. Der Fahrer ist rücksichtsvoll und fährt in unserem Tempo vorweg. Wie üblich dauert es recht lange bis jemand gefunden werden konnte, der kompetent genug ist schwierige Stempel zu beurteilen. Alle mit uns herumstehenden Menschen fragen uns wiederholt, ob wir wirklich von Deutschland bis hierhin gefahren sind. Ganz augenscheinlich sprengt das völlig ihren Vorstellungshorizont.
Überraschend ist das eigentlich nicht. Diese Menschen leben in einem kleinen Grenzdorf, dürfen selten bis nie ins Nachbarland und die nächste Stadt ist viele Autostunden auf unbefestigten Straßen entfernt. Die Straße ist deutlich besser befahrbar als im Nachbarland, aber schnell fahren kann man auch auf diesen unbefestigten Straßen nicht. Aber man bewegt sich mit einem konstanten Tempo um 50km/h vorwärts, das ist für uns nach den letzten Tagen schon fast Raserei.
So ziehen sich die Stunden in der wir langsam in das Landesinnere reisen dahin. Wir sind in einer konstanten Staubwolke gehüllt und es ist brütend heiß. Plötzlich ein lautes Geräusch hinter uns. Wir halten sofort an um herauszufinden was passiert ist.
Der Schaden ist unübersehbar, ein Rad ist vom Anhänger abgefallen, da sich das Kugellager aufgelöst hat.
Das ist mit Bordmitteln nicht lösbar. Ich bin unfassbar sauer und lasse meinen Unmut fluchend in die Welt hinaus
Was nun?
Wir beschließen unsere Partnerorganisation anzurufen. Wir brauchen Hilfe! Michael koppelt den defekten Anhänger ab und fährt los eine Stelle suchen an dem er Telefonempfang hat.
Da stehe ich nun mitten im staubigen nichts und habe nicht die geringste Ahnung wie es jetzt weitergehen soll.
Einer der eindringlichsten Erfahrungen dieser Reise ist, wieviel nette Menschen wir überall immer wieder treffen. Auch hier werde ich von so ziemlich jedem der vorbeikommt angesprochen wie und ob man helfen könne.
Plötzlich steht ein Motorradfahrer vor mir.
Er sei Techniker, sein Chef hat ihn geschickt. Er hatte uns auf dem Heimweg gesehen und spontan Hilfe organisiert. Der Schaden wird begutachtet und gemeinsam stellen wir fest, dass dies hier mitten im Staub ohne Ersatzteil nicht reparierbar ist. Wir beschließen den Anhänger in der Obhut des hilfsbereiten Technikers und seines inzwischen herbei geeilten Chefs + weitern Gehilfen zu belassen und alles auf und in das Auto umzuladen. Das Dachzelt brauchen wir nicht mehr, schließlich sind wir in Liberia angekommen und selbst eine Nacht könnten wir im Auto schlafen. Diese Leute haben Erfahrung im Auto bepacken. Kunstvoll wird alles meterhoch auf das Auto geschichtet, mit einer Folie umhüllt und festgeschnürt. Unvorstellbar, jetzt sehen wir wie die anderen hier üblichen vollbepackten Autos aus.
Nun muss der Anhänger und das Dachzelt abtransportiert werden. Ich warte auf einen Pick-up und stelle völlig entsetzt fest, dass die Teile auf ein Motorrad fest gebunden werden sollen. Das hier mit dem Motorrad alles mögliche transportiert wird ist offensichtlich, aber ein kompletter Anhänger auf einem Motorrad? Und das bei diesen Straßen!
Geht aber!
Danach kommt das Dachzelt dran, dass eher noch sperriger ist. Kaum ist alles verladen will das Motorrad aber nicht mehr anspringen. Jetzt muss das Motorrad samt sperrigen Gepäck auch noch angeschoben werden. Unvorstellbar was Motorradfahrer hier leisten können.
Endlich können wir weiterfahren und das gepackte Ungetüm auf unserem Dach hält wirklich anstandslos.
Ich entspanne langsam und beginne mich bei Michael zu entschuldigen. Ich habe wild mit Beschuldigungen um mich geworfen und das zu unrecht.
Wie sich im Nachhinein herausstellt wäre die hier von mir favorisierte alternative Route genauso schlecht gewesen und der Anhänger wäre vermutlich auch zerbrochen. Mit meiner Route wären wir noch im französisch sprachigen Nachbarland, hätten uns nicht mit den Menschen unterhalten können und unser Team hätte große Mühe gehabt uns zu Hilfe zu eilen.
Zum wiederholten Male habe ich Glück, Michael ist nicht nachtragend. Endlich endlich endlich sehen wir den Geländewagen unseres Rettungsteams.
Obwohl wir ungeduscht, verschwitzt und über und über mit Staub bedeckt sind werden wir überschwänglich umarmt. Wir laden ein Teil der Sachen aus unserem Auto in den Toyota Landcruiser und können endlich auch mal schneller auf der weiteren Strecke fahren. Man merkt es sofort, die Federung hat wesentlich mehr Spielraum und der Lada schluckt die Unebenheiten nur so weg. Wie schnell hätten wir ohne den ganzen Kram fahren können?
Dennoch dauert es lange bis wir wieder eine Asphaltstraße erreichen. Von hier aus bis nach Monrovia sind es noch über 200 km. Wir werden wohl erneut eine Nacht durchfahren müssen.
Auf halber Strecke fällt auf dass der vorausfahrende Landcruiser Schlangenlinien fährt und immer wieder auf die Gegenspur gerät. Ich überhole, zwinge den Wagen zum anhalten und frage was los ist. Es stellt sich heraus dass der Fahrer schon die zweite Nacht nicht geschlafen hat. Ihm fallen ständig die Augen zu. Jetzt ist Michaels Chance gekommen. Er wollte schon länger mal den Landcruiser fahren. Schon beim Anlassen hatte er eine Gänsehaut von dem sattem Klang des V8 Diesels. Da wir abwechselnd geschlafen haben sind wir fit genug um weiter zu fahren.
Wir werden wiederholt an Straßen sperren von der Polizei befragt. Keiner will glauben dass wir die Strecke von Deutschland gefahren sind und deswegen falsche Nummernschilder am Auto haben. Jedes Mal zieht sich die Befragung länger hin. Im Morgengrauen kommen wir endlich an.
Am liebsten würden wir sofort ins Bett fallen, man hat aber für uns noch eine kleine spontane Begrüßungsfeier organisiert…..
Endlich im Hotel angekommen, kommt das was wir uns beide viel sehnlicher als schlafen gewünscht haben…..eine ausgiebige Dusche!
Unter der Dusche (es gibt kein warmes Wasser) erst wird mir klar, wir haben es tatsächlich geschafft, unglaublich.
Es dauerte aber 3 Duschen, bis wir keinen Dreck von uns runtergewaschen haben…was eine Seuche dieser Staub.
Tag 16 – Liberia
Einfach mal Pause…
…und deshalb nur haben wir beschlossen nur das Auto zu waschen.
Dieses Auto ist unbenutzbar, ohne es vorher einmal zu reinigen. Alles klebt von diesem Staub, egal was man anfasst ist dreckig.
Einfach eklig…
Tag 17 – Liberia
Wir besuchen das Kinderheim ( His Safe Haven), ein Heim für behinderte Kinder in Liberia.
Dies hat für uns eine besondere Bedeutung.
Hier in dem Land indem das Leben so schwer ist haben Behinderte keine Chance.
Die Eltern brauchen alle ihre Kraft um die Familie durchzubringen. Es existieren einfach häufig keine Reserven um ein behindertes Kind zu versorgen. Es existieren keine Hilfsmittel die es erleichtern könnten. Die Mütter bekommen in diesem Land häufig schon bei gesunden Kindern wenig bis keine Unterstützung vom Vater des Kindes.
Hinzu kommt das es ein soziales Stigma darstellt ein behindertes Kind zu haben. Das Kind wird als sichtbare Bestrafung für eigenes Fehlverhalten verstanden. Die Gesellschaft meidet das Kind, die Familie und alle die mit dem Kind Kontakt haben um nicht als Teil des Fehlverhaltens gesehen zu werden. Es besteht die Angst das Fehlverhalten könne auch die eigene Familie beeinflussen.
All das führt dazu das behinderte Kinder versteckt und vernachlässigt werden, häufig bis hin zum verhungern. Auch aktive Tötung wie Vergiftung oder Erstickung soll wohl immer wieder vorkommen.
Die allerwenigsten behinderten Kinder haben das Glück in einem der Wohnhäuser des Heims unter zu kommen.
Es leben immer 5 Kinder in einem Haus mit einer Hausmutter und einer Aushilfsmutter ( damit die Hausmütter mal ein Tag frei hat). Zusätzlich leben noch eigene Kinder und Enkelkinder mit im Haus damit die behinderten Kinder in einer familienartigen Situation aufwachsen.
Es wird immer versucht die Kinder in der eigenen Familie zu belassen mit Unterstützung der Heimmitarbeiter, dies gelingt jedoch nur selten. Die meisten Mütter wollen die Kinder abgeben.
Die Zufahrt zum Wohnheim ist so zerfurcht das ich wieder einmal Michael das Steuer übergeben muss.
Alleine hätte ich den letzten Kilometer zu Fuß gehen müssen. Ich kann solche Straßen einfach nicht fahren.
Als erstes fällt auf das hier keinerlei Müll herumliegt. Dies ist der erste müllfreie Ort den ich in Liberia sehe!
Wir stehen etwas verlegen herum, werden aber von den Mitarbeitern sofort in das Haupthaus gebeten.
Die Räume sind hell und luftig und überall sitzen und liegen Kinder die sauber angezogen sind und ( soweit sie dazu fähig sind) glücklich aussehen und lächeln. Der Ort strahlt eine schöne Atmosphäre aus, man spürt sofort: Hier werden Kinder geliebt und nicht nur versorgt.
Wir werden zur Kontaktaufnahme mit den Kindern aufgefordert. Je nach Mentalität gelingt das unterschiedlich schnell. Unsere liberianischen Begleiter tun sich am schwersten. Michael ist ein Naturtalent. Er freut sich das die Kinder in keiner weise Kamerascheu sind und diese Freude springt sofort auf die Kinder über. Er ist sofort von Kindern umringt.
Ich liege so im Mittelfeld und lasse mir mehr Zeit zur Kontaktaufnahme um die Kinder ( und mich) nicht zu überfordern.
Nach und nach lerne ich so die meisten Kinder kennen.
Der Leiter der Gruppe, Don Riley, findet uns so mit den Kindern spielend vor. Er hatte an der Hauptstraße gewartet aus Sorge das wir den Weg nicht finden und uns so verpasst.
Er führt uns durch die gesamte Anlage und erklärt uns auch wie er sich die weitere Entwicklung vorstellt. Besonders beeindruckt sind wir von den Wandgemälden die Prince gemalt hat. Er ist hier in Vollzeit beschäftigt und malt Schlüsselstellen der Bibel an die Wand oder auf Papier.
In einer Gesellschaft in der viele nicht lesen und schreiben können und Wissen in Form von Geschichten weitergegeben werden helfen Bilder weiter.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen kommt für uns noch ein schöner Teil. Wir haben Geschenke mitgebracht. Medikamente und eine Taschenlampe für den Sicherheitsdienst. Am besten kommen aber die vielen Lebensmittel an, die Kaufland uns gespendet hat, und wir bis hierhin mitgenommen haben.
Mit der leitenden Krankenschwester gehe ich noch die Problemkinder durch in der Hoffnung von Deutschland aus das eine oder andere Probleme lösen zu können. Schnell wird klar das hauptsächlich zwei Sachen benötigt werden:
– Hilfsmittel ( Rollstühle, Sitz- und Gehhilfen)
-Physiotherapeuten und Ergotherapeuten die bereit wären etwas länger zu bleiben und das Personal zu schulen.
Verspreche können wir nichts, gehen aber alle mit dem festen Wunsch den Kindern helfen zu woMal schauen was wir in Deutschland auf die Beine stellen können……
….. hier brauchen wir eure Mitarbeit. Habt ihr Ideen wie wir helfen könnten. Wir sind für alle Ideen dankbar. Schreibt uns (Kommentar oder pn) sprecht uns an. Wir freuen uns.
Du möchtest uns unterstützen?
Bitte geben Sie bei Ihrer Spende als Verwendungszweck ihr gewünschtes Projekt, oder zur freien Verfügung an.
Spenden per Paypal:
Einfach den QR Code scannen oder auf den
PaypalME Link klicken.
SPENDENKONTO:
Kreis Sparkasse Köln
DE84 3705 0299 0341 5629 64
COKSDE33XXX

